von Besucher » So 28. Apr 2024, 18:41
Tanja hat geschrieben: ↑So 28. Apr 2024, 15:40
Ich würde erstmal sagen, dass die allermeisten Menschen heutzutage über Kapuzen genauso viel nachdenken wie die Leute in diesem Forum z.B. über Cowboyhüte. Wenn jemand die Kapuze aufsetzt dann einfach um nicht nass zu werden oder auch weil es mit Kapuze wärmer ist als ohne. Da die klassischen Bänder zum zubinden von vielen Jacken und Mänteln in den letzten 20-30 Jahren verschwunden sind und nur langsam teilweise wiederkommen stellt sich die Frage nach dem zubinden für die Meisten nicht und wenn doch, dann sprechen meistens drei Punkte dagegen:
Eine feste zugeschnürte Kapuze gefällt ihnen unter ästhetischen Gesichtspunkten nicht, sie finden es schöner, wenn die Kapuze locker auf dem Kopf sitzt. Das habe ich von einigen Leuten schon mal so gehört. Früher in den 80ern war das noch ganz anders. Da galten zugeschnürte Kapuzen zumindest bei Mädchen und Frauen meistens als hübsch, süß und niedlich, so wie ich das mitbekommen habe damals.
Vielleicht empfinden sie es auch einfach als unangenehm, wenn die Kapuze so eng am Kopf anliegt. Oder es ist für sie schlicht unnötig, weil sie gemerkt haben, dass die Kapuze auch so gut sitzt und nicht runterfällt. Also das Zubinden der Kapuze ist nicht mehr, wie früher, eine Selbstverständlichkeit, sondern dem absoluten Notfall vorbehalten, etwa wenn es stürmisch ist und man keine Hände frei hat.
Ich sehe aber schon deutlich mehr als 10 Leute im Jahr mit zugeschnürter Kapuze, was aber auch daran liegen kann, dass ich sehr viel spazieren gehe. Am häufigsten sehe ich zugeschnürte Kapuzen bei Frauen auf dem Rad, Frauen mit Hund und Frauen, die mit ihrem Mann/Partner spazieren gehen. Weniger auf den kurzen Alltagswegen, in Fußgängerzonen und Innenstädten. Letzte Woche habe ich zwei junge Frauen mit zugeschnürten Hoodiekapuzen gesehen. Hoodiekapuzen sehe ich in den letzten Jahren am häufigsten zugeschnürt, woran das liegt kann ich nur spekulieren. Ich frage mich auch oft, ob in anderen Ländern und Kulturkreisen das Zubinden der Kapuze noch etwas verbreiteter ist. In Skandinavien vielleicht, in Russland oder in ostasiatischen Ländern?
Was aus meiner Sicht besonders gegen zugeschnürte Kapuzen spricht ist dass sie gewöhnungsbedürftig sind. Ich kann mir vorstellen, dass man eine stramm unter dem Kinn zugebundene Kapuze nicht als angenehm empfindet wenn man sie vorher noch nie getragen hat. Man wird also in vielen Fällen nicht unbedingt freiwillig dabei bleiben. Früher wurde dieses Problem einfach durch Zwang gelöst. Ich erinnere mich z.B. an das Mädchen auf Juist. Das Mädchen wollte ihre Kapuze nicht aufsetzen und erst recht nicht zuschnüren also wurde sie kurzerhand von der Mutter unter die Kapuze gezwungen weil sich das aus Sicht der Mutter für Mädchen so gehörte. Am ersten Tag als wir mit der Familie unterwegs waren, gab es dann großes Theater, Tränen und dauerhaft schlechte Laune wegen der zugeschnürten Kapuze. Am zweiten Tag ließ sie sich dann schon brav und ohne Widerworte von der Mutter die Kapuze zuschnüren und an den Tagen darauf ging sie ganz selbstverständlich stundenlang mit feste zugeschnürter Kapuze mit ihrer Familie und uns spazieren, redete ganz normal und war heiterer Stimmung. Das war sicher nicht nur die erzwungene Unterwerfung unter die Autorität der Mutter sondern auch ein Gewöhnungseffekt, der sich einstellte und sie die zugeschnürte Kapuze als gar nicht mehr so unangenehm empfinden ließ.
Tanjas Vergleich mit den Cowboyhüten bringt es, glaube ich, auf den Punkt. Wir empfinden etwas für die Kapuze – andere nicht. Wir packen uns darin ein und schauen in den Spiegel, ob sie gut sitzt. Andere – wenn es anfängt zu regnen - „werfen“ sie sich auf den Kopf als lästiges Übel. Hört es auf zu regnen, schieben sie sich auch gleich runter. Natürlich ist das Verhalten und die Einstellung bei den verschiedenen Menschen auch unterschiedlich. Ich hatte ja schon wiederholt von dem Jungen gesprochen, der seine Kapuze nahezu immer aufgesetzt hat. Er sagte mir einmal, dass er die Kordel nicht mag. Allerdings saß seine Kapuze auch so ziemlich gut, so dass er sie nicht immer korrigieren oder wiederaufsetzen musste. Das war wahrscheinlich nicht sein Kritierium, aber so wie Tanja schrieb, mögen manche das Zubinden mit '“hübsch, süß und niedlich“ oder eben auch „kindlich“ in Verbindung bringen, und das mag viele, vor allem die Männerwelt, davon abhalten, sie sich zuzubinden.
In meiner Kindheit war mal aus meinem Anorak die Kordel rausgegangen. Der war auch schon so langsam am „zu klein werden“ und wie JeansParka richtig geschrieben hat, waren die Kapuzen damals enger geschnitten. So saß sie in der Zeit auch ohne Kordel fast so wie zugebunden. Ansonsten habe ich aber meine Kapuzen immer zugebunden und früher wurden sie mir auch immer zugebunden. In meiner Kindheit war das einfach üblich - auch bei anderen - und da gab es auch kein Gemecker. Wenn Anorak und darüber das Regencape anzuziehen war, wurden auch beide Kapuzen zugebunden. Genauso auch wenn der besseren Erkennbarkeit wegn der gelbe Windbreaker über den Anorak kam - faktisch hätte manchmal auch nur eine Kapuze genügt, aber es waren immer beide aufzusetzen und der Windbreaker hatte in der Kapuze ja den strammen Gummi statt der Kordel, aber die Anorakkapuze wurde trotzdem auch immer zugebunden. Und so halte ich es auch jetzt. Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, fixiert mein Helm ja meine Kapuze(n), aber dennoch binde ich sie zu. Das gehört bei mir einfach dazu.
[quote=Tanja post_id=116936 time=1714311645]
Ich würde erstmal sagen, dass die allermeisten Menschen heutzutage über Kapuzen genauso viel nachdenken wie die Leute in diesem Forum z.B. über Cowboyhüte. Wenn jemand die Kapuze aufsetzt dann einfach um nicht nass zu werden oder auch weil es mit Kapuze wärmer ist als ohne. Da die klassischen Bänder zum zubinden von vielen Jacken und Mänteln in den letzten 20-30 Jahren verschwunden sind und nur langsam teilweise wiederkommen stellt sich die Frage nach dem zubinden für die Meisten nicht und wenn doch, dann sprechen meistens drei Punkte dagegen:
Eine feste zugeschnürte Kapuze gefällt ihnen unter ästhetischen Gesichtspunkten nicht, sie finden es schöner, wenn die Kapuze locker auf dem Kopf sitzt. Das habe ich von einigen Leuten schon mal so gehört. Früher in den 80ern war das noch ganz anders. Da galten zugeschnürte Kapuzen zumindest bei Mädchen und Frauen meistens als hübsch, süß und niedlich, so wie ich das mitbekommen habe damals.
Vielleicht empfinden sie es auch einfach als unangenehm, wenn die Kapuze so eng am Kopf anliegt. Oder es ist für sie schlicht unnötig, weil sie gemerkt haben, dass die Kapuze auch so gut sitzt und nicht runterfällt. Also das Zubinden der Kapuze ist nicht mehr, wie früher, eine Selbstverständlichkeit, sondern dem absoluten Notfall vorbehalten, etwa wenn es stürmisch ist und man keine Hände frei hat.
Ich sehe aber schon deutlich mehr als 10 Leute im Jahr mit zugeschnürter Kapuze, was aber auch daran liegen kann, dass ich sehr viel spazieren gehe. Am häufigsten sehe ich zugeschnürte Kapuzen bei Frauen auf dem Rad, Frauen mit Hund und Frauen, die mit ihrem Mann/Partner spazieren gehen. Weniger auf den kurzen Alltagswegen, in Fußgängerzonen und Innenstädten. Letzte Woche habe ich zwei junge Frauen mit zugeschnürten Hoodiekapuzen gesehen. Hoodiekapuzen sehe ich in den letzten Jahren am häufigsten zugeschnürt, woran das liegt kann ich nur spekulieren. Ich frage mich auch oft, ob in anderen Ländern und Kulturkreisen das Zubinden der Kapuze noch etwas verbreiteter ist. In Skandinavien vielleicht, in Russland oder in ostasiatischen Ländern?
Was aus meiner Sicht besonders gegen zugeschnürte Kapuzen spricht ist dass sie gewöhnungsbedürftig sind. Ich kann mir vorstellen, dass man eine stramm unter dem Kinn zugebundene Kapuze nicht als angenehm empfindet wenn man sie vorher noch nie getragen hat. Man wird also in vielen Fällen nicht unbedingt freiwillig dabei bleiben. Früher wurde dieses Problem einfach durch Zwang gelöst. Ich erinnere mich z.B. an das Mädchen auf Juist. Das Mädchen wollte ihre Kapuze nicht aufsetzen und erst recht nicht zuschnüren also wurde sie kurzerhand von der Mutter unter die Kapuze gezwungen weil sich das aus Sicht der Mutter für Mädchen so gehörte. Am ersten Tag als wir mit der Familie unterwegs waren, gab es dann großes Theater, Tränen und dauerhaft schlechte Laune wegen der zugeschnürten Kapuze. Am zweiten Tag ließ sie sich dann schon brav und ohne Widerworte von der Mutter die Kapuze zuschnüren und an den Tagen darauf ging sie ganz selbstverständlich stundenlang mit feste zugeschnürter Kapuze mit ihrer Familie und uns spazieren, redete ganz normal und war heiterer Stimmung. Das war sicher nicht nur die erzwungene Unterwerfung unter die Autorität der Mutter sondern auch ein Gewöhnungseffekt, der sich einstellte und sie die zugeschnürte Kapuze als gar nicht mehr so unangenehm empfinden ließ.
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Tanjas Vergleich mit den Cowboyhüten bringt es, glaube ich, auf den Punkt. Wir empfinden etwas für die Kapuze – andere nicht. Wir packen uns darin ein und schauen in den Spiegel, ob sie gut sitzt. Andere – wenn es anfängt zu regnen - „werfen“ sie sich auf den Kopf als lästiges Übel. Hört es auf zu regnen, schieben sie sich auch gleich runter. Natürlich ist das Verhalten und die Einstellung bei den verschiedenen Menschen auch unterschiedlich. Ich hatte ja schon wiederholt von dem Jungen gesprochen, der seine Kapuze nahezu immer aufgesetzt hat. Er sagte mir einmal, dass er die Kordel nicht mag. Allerdings saß seine Kapuze auch so ziemlich gut, so dass er sie nicht immer korrigieren oder wiederaufsetzen musste. Das war wahrscheinlich nicht sein Kritierium, aber so wie Tanja schrieb, mögen manche das Zubinden mit '“hübsch, süß und niedlich“ oder eben auch „kindlich“ in Verbindung bringen, und das mag viele, vor allem die Männerwelt, davon abhalten, sie sich zuzubinden.
In meiner Kindheit war mal aus meinem Anorak die Kordel rausgegangen. Der war auch schon so langsam am „zu klein werden“ und wie JeansParka richtig geschrieben hat, waren die Kapuzen damals enger geschnitten. So saß sie in der Zeit auch ohne Kordel fast so wie zugebunden. Ansonsten habe ich aber meine Kapuzen immer zugebunden und früher wurden sie mir auch immer zugebunden. In meiner Kindheit war das einfach üblich - auch bei anderen - und da gab es auch kein Gemecker. Wenn Anorak und darüber das Regencape anzuziehen war, wurden auch beide Kapuzen zugebunden. Genauso auch wenn der besseren Erkennbarkeit wegn der gelbe Windbreaker über den Anorak kam - faktisch hätte manchmal auch nur eine Kapuze genügt, aber es waren immer beide aufzusetzen und der Windbreaker hatte in der Kapuze ja den strammen Gummi statt der Kordel, aber die Anorakkapuze wurde trotzdem auch immer zugebunden. Und so halte ich es auch jetzt. Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, fixiert mein Helm ja meine Kapuze(n), aber dennoch binde ich sie zu. Das gehört bei mir einfach dazu.